Erfahre die Wahrheit über Keratin Glättung:

Von der Formaldehyd Gefahr der ersten Generation bis zu sicheren, formaldehydfreien Alternativen wie Tanino & Glykolsäure. Die Evolution der Haarglättung.

Erfindung: Karl Nessler (auch Charles Nestlé), ein deutscher Friseur, entwickelte die erste Dauerwelle und ließ sie 1906 in London patentieren.

Methode: Seine Technik verwendete alkalische Chemikalien und erhitzte Metall-Lockenwickler, die mit einer elektrischen Maschine erhitzt wurden. Das Verfahren war aufwendig und erforderte lange Metallstäbe.

  • Weiterentwicklung:

    • 1920er/30er Jahre: Die Dauerwelle wurde vereinfacht und populärer, besonders in den USA.

    • 1938 erfand Arnold F. Willat die „Kalte Dauerwelle“ (ohne Hitze), die mit Thioglykolsäure arbeitete – ein Durchbruch für schonendere Wellen.

    • 1950er+: Neue Chemikalien machten Dauerwellen sicherer und effizienter.

    • Heute: Moderne Dauerwellen nutzen schonendere Formeln (z. B. „Saure Dauerwelle“) und digitale Steuerungstechnik.

  • Erfindung: Die japanische Friseurin Yuko Yamashita entwickelte 1996 die „Yuko Hair Straightening Method“, eine revolutionäre Haarglättungstechnik.

  • Prinzip: Sie kehrte das Prinzip der Heißdauerwelle um: Statt Locken zu erzeugen, nutzte sie Glätteisen als Hitze und Chemikalien (oft mit Thioglykolat oder Natriumhydroxid), um das Haar dauerhaft zu glätten.

  • Wirkung: Die Methode glättet das Haar für mehrere Monate, selbst bei feuchtem Wetter.

  • Einfluss: Yamashitas Technik wurde zur Grundlage moderner Keratin-Glättungen (wie Brazilian Blowout).

Firma: Paimore (auch bekannt als Paimore Corporation) ist ein japanischer Hersteller von Friseurtechnologie.

Innovation: Paimore brachte die erste digitale Dauerwellenmaschine auf den Markt, die präzise Temperatur- und Zeitsteuerung ermöglichte.

Funktion: Die Maschine verwendet computergesteuerte Heizelemente, um gleichmäßige Ergebnisse zu erzielen und Überhitzung zu vermeiden.

Vorteile: Höhere Effizienz und weniger Haarschäden im Vergleich zu traditionellen Methoden.

Die Escova Progressiva, eine Haarglättungsmethode ursprünglich aus Brasilien, hat im Laufe der Zeit eine signifikante Entwicklung durchlaufen. Die brasilianische Kosmetikerin Marcia Teixeira spielte eine wichtige Rolle bei der frühen Popularisierung dieser Behandlungen, die oft fälschlicherweise als reine Keratin-Glättung beworben wurden, um das Haar zu glätten und zu stärken, und die anfangs als sanftere Alternative zu traditionellen chemischen Glättungsverfahren galten.

Die Formaldehyd-Problematik der ersten Generation

Anfang der 2000er-Jahre wurde die „Brazilian Blowout“-Behandlung besonders populär. Doch schon bald gab es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Gesundheit. Obwohl die Produkte als „formaldehydfrei“ beworben wurden, enthielten viele tatsächlich Formaldehyd oder Substanzen wie Methylenglykol, die beim Erhitzen Formaldehyd freisetzen – ein bekanntes Karzinogen. Untersuchungen zeigten, dass die Formaldehydkonzentrationen in manchen Produkten die zulässigen Grenzwerte von 0,2 % (z.B. in der EU) deutlich überschritten, in einigen Fällen sogar bis zu 22,1 %. Die Anwendung dieser Produkte führte bei Anwendern und Friseuren zu erheblichen Gesundheitsproblemen, darunter starke Reizungen der Augen und Atemwege sowie Hautreaktionen.

Trotz der Risiken war die Methode äußerst beliebt, weil sie extrem wirksam war: Bereits nach der ersten Anwendung waren die Haare oft vollständig glatt, und dieser Effekt hielt 6 bis 8 Monate an. Aufgrund der bekannten Gefahren wurden formaldehydhaltige Glättungsprodukte in der EU verboten. Dennoch wurden sie weiterhin im Ausland verkauft. Ältere Keratin-Formulierungen können sogar bis zu 2 % Formaldehyd enthalten, was auf lange Sicht erhebliche Schäden verursachen kann. Besonders bei günstigen, langanhaltenden Behandlungen ist daher Vorsicht geboten.

Aktuelle Studien deuten sogar darauf hin, dass regelmäßige Haarglättungen das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen könnten. Laut einer Untersuchung, die im »Journal of the National Cancer Institute« veröffentlicht wurde, erkranken Frauen, die sich häufig die Haare glätten, häufiger an dieser Krankheit. In der Studie wurden 33.947 Frauen im Alter zwischen 35 und 74 Jahren über etwa elf Jahre begleitet, und bei 378 von ihnen wurde Gebärmutterkrebs diagnostiziert.

Ein weiteres großes Problem ist, dass viele Hersteller vor gefälschten Produkten auf gängigen chinesischen Plattformen warnen. Diese Warnungen sind kein leeres Gerede, sondern ein dringender Aufruf zur Wachsamkeit, um sich vor gefälschten und potenziell gefährlichen Produkten zu schützen.

Verbreitung in Deutschland, Kundenwahrnehmung und der Wandel

In Deutschland wurden diese Behandlungen oft unter dem generischen Namen „Keratin Glättung“ bekannt. Anfangs wurden sie häufig von nicht professionell geschultem Personal oder privat über Social-Media-Plattformen angeboten. Als professionelle deutsche Friseersalons begannen, sich für Haarglättungsmethoden zu interessieren, fiel dies in die Zeit, als formaldehydfreie Alternativen auf Tanninbasis (Tanino) aufkamen.

Im Umgang mit neuen Methoden der Haarglättung zeigt sich in Deutschland schnell eine Herausforderung auf Kundenseite: Viele Kunden richten ihren Fokus vor allem auf den Namen des verwendeten Produkts und übersehen dabei, dass die Qualität des Ergebnisses in erster Linie vom Können und der Erfahrung des Anwenders abhängt. Es entsteht der Irrglaube, dass allein die Wahl des Produkts ein bestimmtes Resultat garantiere – ohne zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Anwender mit demselben Mittel sehr unterschiedliche Resultate erzielen können.
Zwischen 2016 und 2018 erfreuten sich Haarglättungen großer Beliebtheit: Nahezu jeder Friseursalon in Deutschland bot entsprechende Behandlungen an. Doch in den Folgejahren verschwanden diese Angebote zunehmend aus dem Markt. Ein wesentlicher Grund dafür war die einseitige Wahrnehmung auf Kundenseite: Bei unzufriedenstellenden Ergebnissen wurde in der Regel das Produkt verantwortlich gemacht – nicht die Technik oder deren Ausführung. Diese Haltung erschwerte es den Friseuren, wertvolles Feedback zu erhalten, das ihnen geholfen hätte, ihre Fähigkeiten zu reflektieren und weiterzuentwickeln. In der Folge fehlte es an Möglichkeiten zur Verbesserung, was viele dazu veranlasste, Glättungsbehandlungen ganz aus dem Repertoire zu streichen.

Formaldehydfreie Alternativen: Tannin und Glykolsäure

Als Reaktion auf die Gesundheitsrisiken der ersten Generation entstanden sicherere, formaldehydfreie Alternativen:

  1. Die zweite Generation: Tanninbasierte Glättungen (Tanino) Diese Methoden basieren auf pflanzlichen Gerbstoffen (Tanninen), die das Haar auf natürlichere Weise glätten, ohne seine Struktur dauerhaft zu verändern oder schädliche Dämpfe freizusetzen. Die Vorteile sind offensichtlich: keinerlei Formaldehyd oder schädliche Glyoxalsäure. Sie sind für alle Haartypen geeignet und versprechen eine Haltbarkeit von 2 bis 6 Monaten. Technologien wie Taninoplastia® arbeiten, indem sie neue Bindungen im Haar aufbauen, um ein glattes Ergebnis zu erzielen, ohne das Haar zu schädigen. Wie oben erwähnt, ist hierbei die korrekte und sorgfältige Durchführung der Behandlung entscheidend. Bei Zeitdruck oder unsachgemäßer Anwendung konnte die Haltbarkeit stark variieren, was zu enttäuschenden Ergebnissen führte, bei denen die Glättung schon nach wenigen Wochen nachließ, wie von Kunden trotz potenziell guter Produkte oft berichtet wurde.

  2. Die dritte Generation: Glättung mit Glykolsäure Eine neuere Entwicklung nutzt Glykolsäure, oft in Kombination mit pflanzlichem Keratin und Tanninen. Diese organische Säure ermöglicht ebenfalls langanhaltende Glättungseffekte (oft bis zu 6 Monate) und zielt darauf ab, die Haarstruktur zu verbessern. Diese Formulierungen sind ebenfalls formaldehydfrei und darauf ausgerichtet, das Haar gleichzeitig zu glätten, zu pflegen und zu stärken, was sie auch für empfindlicheres Haar geeignet macht.

Fazit

Die Entwicklung der Escova Progressiva zeigt einen klaren und wichtigen Trend hin zu sichereren und haarschonenderen Methoden. Während die erste Generation mit Formaldehyd erhebliche Gesundheitsrisiken barg und trotz Verbots weiterhin Vorsicht geboten ist, bieten moderne Alternativen auf Basis von Tannin oder Glykolsäure effektive und zuverlässige Glättungsergebnisse ohne die schädlichen Nebenwirkungen der Vergangenheit. Sie stellen somit empfehlenswerte Optionen für eine dauerhafte oder semi-permanente Haarglättung dar. Für ein optimales Ergebnis bleibt jedoch das Können und die Sorgfalt des Anwenders ebenso entscheidend wie die Qualität des Produkts – ein Faktor, dessen Bedeutung sowohl Kunden als auch Anwender stets im Blick behalten sollten.